Auch der Moderator applaudierte. Der Abend war gelungen, so oder so ähnlich hatte er sich das vorgestellt. Er spürte die Energie, die im Saal schwebte, wie ein elektrisches Knistern. Fast perfekt. Etwas fehlte noch, aber auch das würde sich einstellen, davon war er überzeugt.
Langsam ebbte der Applaus ab, der Moderator nahm sein Mikrofon wieder in die Hand. Er wartete geduldig, bis es still wurde.
„Meine Damen und Herren, liebe Gäste, unsere Veranstaltung geht ihrem Ende entgegen. Ich möchte mich ganz herzlich bedanken für Ihre Beteiligung, denn nur durch Sie und Ihre Gedanken, Meinungen, Beiträge haben wir den Abend mit Leben gefüllt. Deshalb möchte ich jetzt diejenigen, die sich zu Wort gemeldet haben, auf die Bühne bitten. Und unsere Podiums-Gäste kommen nach vorne zu mir.“
Für einen Moment verharrten alle unschlüssig. Als Klara Zuversicht als erste zur Bühne ging und die Stufen emporstieg, standen auch Traudl Fiduzia und Ernst Skeptik auf, Paula Ehrlich folgte ihnen. Auf der Bühne wurden Stühle gerückt und um den Moderator scharten sich Fiona Freude und Philomena Muße, die Kreativität und Herr Humor, Frieda Gelassen und Helmut Mut, Freya Libertas und Sophie Achtsam, Ulf Eifer, Prudence Kluge und Angela Geduldig.
Nicola stupste Adele Hoffnung an, die sich kurz zierte. Doch dann stand sie auf und zog Fanta-sie mit sich.
Ein paar Minuten später hatte jeder seinen Platz gefunden im Halbkreis um den Moderator. Nicola schaute sich die Runde an und lächelte. Wie unterschiedlich sie waren und wie harmonisch als Gruppe. Wie ein guter Chor, der seine Wirkung durch den Zusammenklang der einzelnen Stimmen erzielt.
„Weihnachten steht vor der Tür“, sagte der Moderator. „Und wenn ich Ihre Namen wörtlich nehme, dann haben wir eine bunte Mischung von Gaben, die wir dem Kind in der Krippe mitgeben können.“
Ein lautes Geräusch unterbrach den Moderator, er schaute zum Saaleingang. Nicola drehte sich um und mit ihr auch die anderen Gäste im Publikum.
Die Türflügel schwangen auf. Eine kleine Person in feuerroter Jacke stürmte herein und den Gang entlang zur Bühne.
„Wartet auf mich! Ihr könnt nicht ohne mich anfangen!“ Die Stimme eines Kindes.
Im nächsten Augenblick stand es neben dem Moderator und nahm ihn bei der Hand.
„Du wusstest, dass ich noch komme, oder?“
Der Moderator nickte. „Du gehörst einfach dazu. Ohne dich ist Weihnachten nicht Weihnachten. Es ist dein Fest.“
Und zum Publikum gewandt: „Sie haben es sicher erkannt: Liebe ist da.“
Wärme breitete sich in Nicola aus und sie hatte das Gefühl, dass es den anderen Menschen im Saal genauso ging.
Aus den Lautsprechern drangen leise Harfentöne, Flöten stimmten ein, übernahmen die Melodie, gaben sie weiter an Oboen. Trommeln verstärkten den Rhythmus, bis schließlich ein ganzes Orchester jubelte: Gloria in excelsis deo!
Nicola liebte dieses Lied seit Kindheitstagen. Und sie wusste: Weihnachten ist gerettet!