
„Zeit, da möchte ich einhaken.“ Die nächste in der Podiumsrunde war eine blondgelockte Dame in hellem Pullover. „Ich darf mich vorstellen: Angela Geduldig, Fotografin. In meinem Beruf habe ich gelernt, mir Zeit zu nehmen. Ruhig zu bleiben, wenn etwas nicht gleich funktioniert. Neben meiner Arbeit im Studio liebe ich Naturaufnahmen. Dieselbe Szenerie wirkt ganz unterschiedlich je nach Jahreszeit oder Lichtverhältnissen. Ich entwickele eine Vorstellung, was ein Bild ausdrücken soll, dann muss ich warten, bis alle Bedingungen stimmen. Und ich glaube, beim Schenken sollte es ähnlich sein. Eine Vorstellung entwickeln, was dem anderen Freude bereiten könnte, und dann geduldig nach diesem Geschenk suchen oder es selber herstellen. Keine übereilten Kaufattacken, keine Schnellschüsse, die sich als Schuss in den Ofen erweisen könnten.“
Sie kicherte.
„Ich weiß, heute reden alle von Effizienz. Und das, was ich gerade beschrieben habe, klingt auf den ersten Blick überhaupt nicht effizient. Wieso sollte ich Socken mit reichlich Zeitaufwand selber stricken, wenn ich sie einfacher kaufen kann? Ich sage es Ihnen. Weil diese selbstgestrickten Socken um vieles wertvoller sind. Weil Sie geduldig Zeit investiert haben und die Socken damit persönliche Wertschätzung ausdrücken. Und die, die ist selten geworden.“
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Stimmt, beim Stricken braucht es Geduld. Vor allem, wenn die Nadeln dünn sind, wie bei 4fädiger Sockenwolle.
Socken sind zwar im Vergleich zu einem großen Pullover recht schnell fertig. Allerdings muss man nach dem ersten Socken noch einen zweiten stricken, mit dem gleichen Garn und demselben Muster. Kann langweilig werden, erfordert also wiederum etwas Geduld, zumindest bei mir.
Meine neuesten Socken sind aus einem Drops-Garn gestrickt, das ich bei uns im Wolleladen in einem Wühl-Korb gefunden habe. Ich liebe Rot. Und diese Mischung aus verschiedenen Rot- und Magenta-Tönen, dazu etwas Rosa und Blassgelbgrün hat mich auf den ersten Blick gefangen.

Gestrickt habe ich wie meist bei gemustertem Garn.
Bündchen: 20 Reihen 2 M re, 2 M li.
Danach weiter mit: 6 M re, 2 M li.

Ich stricke üblicherweise eine Art Bumerangferse. Während ich nach der Ferse die Fußsohle glatt rechts stricke, ziehe ich das jeweilige Muster über die obere Häfte der Socke weiter bis zur Sternchenspitze.

Eigentlich schade, dass man im Winter in den geschlossenen Pantoffeln so wenig von dieser fröhlichen Farbe sieht.

Es gab da übrigens noch eine kleine Irritation.
Ich hatte zwei 50-Gramm-Knäuel derselben (!) Partie, je eins für einen Socken.
Beim zweiten Knäuel dann abgewickelt, bis der passenden Mustersatz kam und losgestrickt. Irgendwas kam mir komisch vor. Hat etwas gedauert, bis ich gemerkt habe, dass das Knäuel anscheinend anders herum aufgewickelt war als das erste.
Das heißt, während ich das erste Knäuel von innen nach außen abgestrickt habe, musste ich beim zweiten außen anfangen. Sowas hatte ich auch noch nie.
Die Socken schicke ich jetzt zum creadienstag, zu Fannys liebste Maschen und zu Häkelline.
